
Individualpsychologie.
"Wer mit den Augen eines anderen sehen,
mit den Ohren eines anderen hören
und mit dem Herzen eines anderen fühlen kann,
der zeichnet sich durch Gemeinschaftsgefühl aus."
- Alfred Adler
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Der österreichische Arzt und Psychotherapeut Alfred Adler (1870 - 1937) ist der Begründer der Individualpsychologie. Für Adler ist der Mensch ein unteilbares Ganzes (lateinisch: Individuum) aus Körper, Geist und Seele. Er ist neben Freud und Jung einer der drei bedeutendsten Vertreter der Tiefenpsychologie. ​
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Adlers Lehre liegt ein sehr positives Menschenbild zugrunde und stellt die menschlichen Beziehungen in den Mittelpunkt. Das Gemeinschaftsgefühl untereinander und die damit eng verknüpfte Gleichwertigkeit aller Menschen - das gleiche Recht auf Würde und Respekt - sind die Grundpfeiler der Individualpsychologie.
Gemäss Alfred Adler werden wir nicht durch unsere Erfahrungen bestimmt, sondern durch die Bedeutung, die wir ihnen geben. Dieser Ansatz gibt uns die Kontrolle über unser Leben und fordert zu Proaktivität auf. Damit erteilte Adler der damals üblichen Ansicht, der Mensch sei vorwiegend durch seine Biologie und sein Milieu bestimmt, eine Absage.
Zudem erklärte Adler das menschliche Handeln mit der Zukunftsbezogenheit: Unsere gegenwärtigen Ziele - Zielgerichtetheit - bestimmen unser Handeln. So wird der Fokus auf den Sinn und Zweck von Symptomen und Lebensäusserungen gelegt.
Die Bewältigungsstrategie der von Adler genannten Lebensaufgaben Liebe, Gemeinschaft und Arbeit sowie der Grad der Erfüllung der Grundbedürfnisse Zugehörigkeit, Sicherheit, Bedeutung, Akzeptanz und Liebe, zeigen auf, wie es um die psychische Gesundheit eines Menschen steht.
Viele von Adlers Gedanken und Erkenntnissen - Ermutigung, Minderwertigkeitsgefühl, Minderwertigkeitskomplex, Kompensation und Überkompensation, Lebensstil oder persönlich gefärbte Wahrnehmung - beeinflussen heute noch die meisten psychotherapeutischen Ansätze sowie unsere Alltagssprache.